Über Aikido
AIKIDO (合氣道 oder modern 合気道) ist eine moderne japanische Kampfkunst, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Ueshiba Morihei (植芝 盛平; 1883-1969) auf der Basis verschiedener klassischer Kampfsysteme der Samurai entwickelt wurde. Sein Anspruch war es, mit Aikido einen Weg zur Persönlichkeitsentwicklung zu schaffen und nicht einfach eine weitere Methode der Selbstverteidigung oder Kiegskunst. Er folgte dabei dem Leitspruch “Masakatsu Agatsu” (正勝吾勝) – “Ein wirklicher Sieg ist der Sieg über sich selbst”. Für Ueshiba Sensei lag das Ziel im Kampfkunsttraining nicht darin, andere zu besiegen. Aikido sollte eine Methode sein, um sich selbst zu vervollkommnen.
Aikido-Begründer Ueshiba Morihei
Ueshiba Morihei, Ō-Sensei (“großer” bzw. “ehrwürdiger Lehrer”), wurde 1883 in Tanabe, einem kleinen Küstenstädtchen in Südjapan geboren. Bereits seit seiner Kindheit setzte sich Ueshiba mit den japanischen Kampfkünsten auseinander, unter anderem Sumō, diversen Jūjutsu-Stilen sowie Schwert- und Speerkampf. Am stärksten beeinflusste ihn dabei das Daitō-ryū Aiki-jūjutsu, welches er ab 1915 bei Takeda Sōkaku studierte. Die meisten unbewaffneten Techniken des Aikidō lassen sich von diesem Stil ableiten. Darüber hinaus waren der Yagyū-Shinkage-Stil und der Kashima-Shintō-Stil des Schwertkampfes prägend für seine Waffentechniken.
Neben dem Studium der japanischen Kampfkünste beschäftigte sich Ueshiba Morihei auch intensiv mit religiösen und spirituellen Praktiken. Seine tiefe spirituelle Suche hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Aikido hin zu einer pazifistischen Kampfkunst. In den 1920ern begann er zu unterrichten, bezeichnete seinen Stil aber erst mit dem Namen Aiki Bujutsu, später mit Aiki Budō. Bis zu seinem Tod hörte er jedoch nicht auf, seine Kampfkunst weiterzuentwickeln. Ende der 1920er Jahre gelang es ihm durch die Unterstützung einflussreicher Persönlichkeiten der japanischen Gesellschaft, seinen Kampfstil nicht nur in Tōkyō, sondern auch in ganz Japan zu verbreiten.
Als Ueshiba während des II. Weltkriegs erkannte, dass die japanischen Kampfkünste immer mehr für militärische Zwecke missbraucht wurden, zog er sich aufs Land nach Iwama, nordöstlich von Tōkyō, zurück. Dies ist auch die Zeit, in der sich der Name Aikido für seine besondere Kampfkunst durchsetzte. Dort arbeitete er an der Integration verschiedener Waffentechniken und der Weiterentwicklung seines Systems zu einer Kampfkunst, die durch die Überwindung von Gewalt und Aggression die Verbreitung von Frieden und Harmonie in der Gesellschaft verfolgte.
Zweiter Doshu Ueshiba Kisshomaru
Ueshiba Kisshōmaru (植芝 吉祥丸 1922-1999), Nidai Dōshu (der zweite “Meister des Weges), Sohn von Ueshiba Morihei, wurde 1922 geboren. Von frühester Jugend an trainierte er unter der Aufsicht seines Vaters. Während der Wirren des Zweiten Weltkrieges und der Bombardierung Tōkyōs, blieb er in der Stadt um das Hombu-Dōjō vor der Zerstörung zu bewahren. Nach dem Ende des Krieges übernahm er im Auftrag seines Vaters die Rolle des Dōjō-Leiters im Hombu Dōjō.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs begann das “goldene Zeitalter” des Aikido und seine internationale Verbreitung. Aikido wurde als eine der ersten Kampfkünste von den Alliierten wieder erlaubt und der Aikikai als eine gemeinnützige Organisation gegründet.
Nach dem Tod von Ueshiba Morihei am 26. April 1969 in Tōkyō, übernahm sein Sohn Ueshiba Kisshōmaru die Nachfolge als Dōshu (Oberhaupt) des Aikikai. Unter seiner Führung wurde die internationale Verbreitung des Aikido über die ganze Welt vorangetrieben. Er kümmerte sich um die weltweite Versendung von Lehrern und legte damit die Grundlage für die heute existierenden Aikido-Organisationen außerhalb Japans. Durch seine vielen Bücher und Veröffentlichungen trug er maßgeblich zur Systematisierung des Aikido bei.
Ueshiba Kisshōmaru starb 1999 in Tōkyō. Ihm und seiner unermüdlichen Arbeit ist es zu verdanken, dass Aikido heute in fast allen Ländern der Welt praktiziert wird.
Aktueller Doshu Ueshiba Moriteru
Nach dem Tod von Kisshōmaru Sensei wurde die Rolle des Dōshu von seinem Sohn Ueshiba Moriteru (植芝 吉祥丸, 1951~ ) übernommen. Er hatte schon zuvor für viele Jahre das Amt des Aikikai Hombu Dōjō-Leiters inne.
Moriteru Dōshu führte mit seiner klaren und kraftvollen Technik die Aikido-Tradition seines Vaters auf höchstem Niveau fort. Als er die Leitung des Aikikai übernahm, brachte er bereits langjährige Trainings- und Lehrerfahrung mit. Die Aikido-Welt hat große Hoffnungen, dass Aikido, in Erfüllung von Ō-Senseis Traum, unter seiner Leitung auch in Zukunft weiter wachsen und gedeihen wird.
Endo Seishiro Shihan
Endo Seishiro wurde im September 1942 in Saku, Nagano Präfektur, geboren. In der Schule lernte er Judo und begann mit 19 Jahren als Student der Gakushin Universität in Tokyo mit dem Aikido. Zunächst unter Tada Hiroshi Shihan und später unter Kanai Mitsunari Sensei. In seinem 2. Studienjahr ging er zusätzlich ins Aikido Hombu Dojo. Hier begegnete er das erste Mal Ueshiba Morihei O-Sensei.
Im April 1967 wurde er offiziell als Uchi Deshi im Aikikai Hombu Dojo aufgenommen. Seine Lehrer zu der Zeit waren neben dem damaligen Dojo-Cho Kishomaru Ueshiba, Tohei Koichi Shihan, Osawa Kisaburo Shihan, Saito Morihiro Shihan, Yamaguchi Seigo Shihan und Arikawa Sadateru Shihan. Nachdem Ueshiba Kishumaru Sensei der zweite Doshu geworden war, wurde Osawa Kisaburo Dojo-Cho und sein Mentor.
Nach einem verletzungsbedingten Erlebnis vertiefte sich das Verhältnis zu Yamaguchi Seigo und Endo Seishiro beschloss von nun an ausschließlich das Training von Yamaguchi Shihan zu besuchen, was er bis zu dessen Tod am 24.01.1996 tat. Nach eigener Aussage ist Yamaguchi Shihans Training in besonderer Weise prägend für Endo Shihan gewesen.
Endo Shihan ist mit dem 8. Dan ausgezeichnet und unterrichtet seit vielen Jahren im Aikikai Hombu Dojo, der Gakushin Universität und im Aikido-Douyukai in Funabashi. 1993 gründete er in Saku, seiner Heimatstadt, ein Dojo. Er gibt Seminare auf der ganzen Welt und hat mehrere DVDs sowie 2013 das Buch „Vibrations and Connections – The Aikido That I Persue“ veröffentlicht.
Endo Shihan hat das Aikido vieler Lehrer*innen der Aikido Föderation Deutschland beeinflusst und die Gründungsjahre des Verbandes mit Rat und Engagement unterstützt.
Christian Tissier Shihan
Geboren wurde Christian Tissier am 7. Februar 1951 in Paris. Er begann 1962 mit dem Aikido-Training, zunächst bei Jean-Claude Tavernier und dann unter Mutsuro Nakazono Sensei. Mit 18 Jahren beschloss er nach Japan zu gehen, um im Aikikai Hombu Dojo zu trainieren. Aus diesem, für sechs Monate geplanten Aufenthalt, wurden sieben Jahre intensiver Schulung.
Während dieser Zeit übte Christian Tissier bei vielen bekannten Lehrern des Aikikai. Insbesondere bei Seigo Yamaguchi Shihan, dem 2. Doshu Kishoumaru Ueshiba, Mitsugi Saotome Shihan und Kisaburo Osawa Shihan, dem damaligen technischen Direktor des Aikikai. Zusätzlich zum Aikido, übte er auch Kenjutsu (traditioneller Schwertkampf) und Kick-Boxen. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten arbeitete er als Französisch-Lehrer und Model.
Im Juli 1976 kehrte Christian Tissier nach Frankreich zurück und baute hier sein Dojo, den „Cercle Tissier“ in Paris-Vincennes auf. Gleichzeitig prägte er die Entstehung des französischen Aikido-Verbandes „FFAAA“ wesentlich mit. Auch reiste er regelmäßig zum Aikikai Hombu Dojo nach Tokio, um weiter zu lernen. Im Jahr 2016 wurde ihm vom Doshu Moriteru Ueshiba der 8. Dan Aikikai verliehen.
Christian Tissier Shihan zählt heute zu den renommiertesten Aikido-Lehrern weltweit und gibt in zahlreichen Ländern Aikido-Seminare. Er hat mehrere Bücher und Lehr-DVDs veröffentlicht.
Die Gründung der Aikido Föderation Deutschland hat er maßgeblich begleitet und gefördert. Viele der Lehrerinnen und Lehrer Aikido Föderation sind seine Schüler.